Bereits Ende Oktober hat Firaxis Games den ersten Patch für Sid Meier’s Civilization: Beyond Earth angekündigt, ihn allerdings bislang noch nicht veröffentlicht. Eine riskante Update-Politik, finde ich.
Firaxis ist bekannt dafür, Titel nach dem Release längerfristig und kontinuierlich zu pflegen. Es gibt immer mindestens einen großen Patch. Das dauert im Gegensatz zu anderen Firmen allerdings in der Regel länger. Firaxis setzt darauf, statt vielen kleinen Updates nur eine begrenzte Anzahl zu veröffentlichen. Man schnürt viele Änderungen zu einem großen Paket. Andere Firmen veröffentlichen dagegen im schnelleren Rhythmus kleinere Patches. Das hat den Vorteil, dass die User einige Verbesserungen früher erhalten. Es hat aber auch einen Nachteil: Es kommt häufiger zu erneuten Fehlern in den Updates, die dann ein zweites Mal korrigiert werden müssen. Das passiert bei Firaxis seltener, weil die Patches vergleichsweise intensiver getestet werden.
Firaxis hat im Gegensatz zu früheren Civilization-Titeln diesmal bei Beyond Earth frühzeitig einen ersten Ausblick auf die geplanten Patch-Features veröffentlichen. Das erfolgte in einem Blog-Eintrag auf der Civilization-Homepage und in Form einer ersten Changelog-Liste. Allerdings machten die Entwickler klar, dass die Liste keineswegs vollständig ist und dass sie sich noch nicht festlegen möchten, wann die Veröffentlichung sein wird. Dass die Entwickler überhaupt etwas geschrieben haben, erfolgte aus zwei Gründen: zum einen, um zu zeigen „Wir arbeiten dran!“, zum anderen, um die User zu ermuntern, weiterhin Feedback zu geben.
Ich persönlich habe keinen Zweifel daran, dass der Patch wesentliche Kritikpunkte der Fan-Community am Balancing und am Interface aufgreifen wird. Ich habe die wichtigsten Fan-Wünsche bereits Anfang November in einem Video präsentiert: Das „Zuspammen“ der Karten mit vielen kleinen Siedlungen muss unterbunden, die Pflege der Handelsrouten mit den unabhängigen Stationen aufgewertet und die Verwaltung der Routen erleichtert werden. Außerdem sollte das Rushen der KI-Gegner erschwert werden, und Fraktionen, die zu mächtig werden, sollten von der Weltgemeinschaft bei Diplomatie und Handel isoliert werden.
Zwei Fehler macht Firaxis derzeit meiner Meinung nach. Zum einen ist die Veröffentlichungspolitik unglücklich. Als Spieler ist man von den meisten Firmen gewohnt, dass es nach der Veröffentlichung einer Changelog-Datei nicht mehr lange dauert, bis das Release eines Updates kommt. Firaxis hat durch den zu frühen Hinweis unabsichtlich falsche Erwartungen bei den Usern geschürt.
Der zweite Fehler ist, dass Firaxis inhaltlich beim Patch falsche Prioritäten setzt. Erkennbar ist, dass die Entwickler das machen, was Entwickler fast immer machen: Als erstes setzen sie Abstürze und andere schwere technische Programmfehler auf die To-Do-Liste, also technische Probleme, die den Titel unspielbar machen. Erst wenn diese Dinge abgearbeitet sind, kommen Balancing- und Interfacekorrekturen. Das ist normalerweise eine kluge Reihenfolge – in diesem Fall meines Erachtens nach aber nicht. Denn die technischen Probleme von Beyond Earth werden von den Fans als nicht so gravierend eingestuft. Der Community sind eindeutig die Balancing- und Interfaceschwächen wichtiger. Deshalb sollten diese Themen meiner Meinung nach in diesem konkreten Fall ausnahmsweise mit Priorität angegangen werden.
Wäre ich Entwickler, würde ich auf dieser Grundlage den ersten Patch möglichst zeitnah veröffentlichen und erst danach die technischen Probleme beheben. Damit wäre uns Fans am meisten geholfen. Denn im Moment gibt es einfach viel zu viele Leute, die Beyond Earth nicht mehr spielen, weil sie auf Verbesserungen eines Updates warten. Und das ist Gift für einen neuen Titel. Firaxis halst sich durch die falsche Prioritätensetzung völlig unnötig ein dickes Problem auf: Die Firma läuft Gefahr, dass das Spiel einen schlechten Ruf bekommt, der später nur schwer wieder aufpoliert werden kann. Das ist riskant – und überflüssig.